Verwesungsgeruch im Wald und Autoreifen in der Landschaft
Immer wieder entstehen in Preußisch Oldendorf wilde Müllkippen. Was an vielen Stellen für Verärgerung sowie Arbeits- und Kostenaufwand sorgt, stellt im Wald eine Gefahr für das Ökosystem dar.
Preußisch Oldendorf. Auf unsachgemäß entsorgte Abfälle unterschiedlichster Art stoßen Spaziergänger im Preußisch Oldendorfer Wiehengebirge immer wieder. Mal ziehen bunte Kunststoffteile am Wegesrand den Blick auf sich, mal sind es ganze Hügel aus Grünschnitt und Gartenabfällen, die zwischen den Sträuchern und Kräutern aufragen, ein anderes Mal kündigt schwer erträglicher Verwesungsgeruch die kurz bevorstehende Entdeckung besonders unangenehmer Natur an. Von farbenfrohen Kronleuchtern und Kindersitzen, über die Schädel und Felle geschlachteter Schafe bis hin zu dem, was jemand im Garten loswerden wollte, reichen die Funde. Mit dem Abladen derartiger Abfälle machen sich die Verantwortlichen jedoch nicht nur die Entsorgung einfach, sondern verstoßen auch gegen das Landesforstgesetz und riskieren ein Bußgeld. Werden die Abfälle im Wald abgeladen, können sie eine ganze Reihe drastischer Folgen für die dort beheimatete Tier- und Pflanzenwelt nach sich ziehen.
Das Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe hat eigens zur Aufklärung über mögliche Folgen, die richtige Entsorgung sowie die entsprechende Rechtslage einen Flyer herausgegeben, aus dem insbesondere die Gefahren der "Ausbreitung fremder/ invasiver Arten" sowie einer "Störung des Bodenlebens" hervorgehen. Demnach würden Bodenorganismen durch eine verringerte Sauerstoffzufuhr unter dem Grünabfall geschädigt und so ihre natürliche Zersetzungsaktivität gehemmt. Auch die im Wald beheimateten Pflanzen, die eine wichtige Rolle im Lebenszyklus und der Ernährung heimischer Insekten spielen, könnten unter Umständen nicht wachsen, weil ihre Wurzeln keinen Zugang zum Mineralboden fänden. Ebenso verdrängen Zierpflanzen mit teils invasivem Wuchs heimische Pflanzen und entziehen so den an sie angepassten Insekten wichtige Nahrungsquellen und Lebensräume.
Einen Eingriff in die natürliche Nahrungskette der Waldbewohner stellt auch das Entsorgen von Fleischresten und Schlachtabfällen dar. Erst kürzlich fand sich im Wald eine große Menge verschiedenen Fleisches, das ein Stück abseits des Weges zwischen die Pflanzen geschüttet wurde, vor Maden und Fliegen nur so wimmelte und in seiner Umgebung schwer erträglichen Verwesungsgeruch verbreitete. Nur zwei Tage später war ein Großteil des Fleisches verschwunden. Lediglich das verpackte Fleisch war noch auffindbar und ein Stück weit auf den Weg gezogen.
Wilde Müllkippen nehmen zu
Eine Zunahme dieser widerrechtlichen Entsorgungen im und am Wald stellten Revierförster Jürgen Rolfs und seine Kolleginnen und Kollegen insbesondere in den vergangenen sechs Monaten fest. Davon sei nicht nur Preußisch Oldendorf betroffen, sondern auch benachbarte Orte. Vor allem an Stellen, die mit dem Auto gut erreichbar seien und die man rasch wieder verlassen könne, fänden sich vermehrt abgeladene Abfälle. Auch auf die Funde im Preußisch Oldendorfer Wald trifft das zu. "Das macht den Förstern viel Mühe", sagt Jürgen Rolfs. Für die Försterinnen und Förster sei schwer nachvollziehbar, warum dieser Weg der Entsorgung zunehmend gewählt würde. Vieles von dem, was sie finden, könne schließlich problemlos anders entsorgt werden.
Während sich in vielen anderen Bereichen des Stadtgebietes der städtische Bauhof der wilden Müllkippen annimmt, handelt es sich bei Waldstücken häufig um Privatbesitz, sodass eine Abholung und Entsorgung des dort abgeladenen Mülls nicht im Rahmen der zweimal wöchentlich stattfindenden "Mülltouren" erfolgt.
Von Autoreifen in der Landschaft bis zu halben Haushaltsauflösungen, wenn Menschen um den Monatswechsel herum umziehen, sei während dieser Touren nahezu alles zu finden, berichtet Bauhofleiter Thorsten Ellinghausen. Auch er beobachte eine Zunahme der unsachgemäßen Entsorgungen. Es vergehe kaum eine Woche, in der für den Bauhof keine zusätzliche Entsorgung von Abfällen aus Gräben, von Wegesrändern oder öffentlichen Plätzen anfalle. Dabei könne vieles von dem, was dort abgeladen wird, auch auf legalem Weg kostenfrei entsorgt werden, betont auch er. An fast jedem Samstag findet vormittags eine kostenlose Annahme von Elektroschrott am Gelände des Bauhofes statt, auch Schadstoffe werden an vier Terminen jährlich gebührenfrei angenommen.
Wenn die Mitarbeiter des Bauhofes auf wilde Müllkippen stoßen, versuchen sie stets einen Hinweis auf den oder die Verursacher zu finden. Gelingt es, diese zu ermitteln, droht nach einem Anhörungsverfahren ein Bußgeldbescheid, erklärt Melanie Detering-Vehlber, Fachbereichsleiterin des Bürger- und Verwaltungsservices, zu dem auch das Sachgebiet Ordnung gehört. Ein solcher Verstoß gegen das Kreislaufwirtschaftsgesetz könne, je nach Umfang und Schwere, ein Bußgeld in zwei- bis vierstelliger Höhe zur Folge haben.